„Der Schwarm“, „Die Tyrannei der Schmetterlinge“, „Breaking News“ – wer Thriller liebt, kommt an Frank Schätzing nicht vorbei. Er ist einer der bekanntesten Thriller-Autoren Deutschlands, mit „Der Schwarm“ erlangte er Weltruhm. Viele weitere, international erfolgreiche Bestseller folgten.
Was viele nicht wissen: Frank Schätzing schreibt nicht nur tolle, den Leser bis ins Mark treffende und an die Seiten fesselnde Romane, sondern darüber hinaus auch packende Sachbücher. Für „Nachrichten aus einem unbekannten Universum“ wurde er 2006 von Bild der Wissenschaft für das beste Wissenschaftsbuch ausgezeichnet. Eine Evolutionsgeschichte, die sich liest wie ein Roman.
Was, wenn wir einfach die Welt retten? – Handeln in der Klimakrise
Auch sein zweites Sachbuch schreibt Frank Schätzing wie einen Roman; ein Thriller, der unser aller Leben bereits heute bestimmt und über noch viele vor uns liegende Jahre und Jahrzehnte bestimmen wird. Und dabei wollte er eigentlich einen neuen Thriller schreiben. Doch dazu kam es – vorerst – nicht; denn wir alle leben in einem Thriller, sind keine bloßen Leser eines Romans, dessen Buchklappen wir zuschschlagen, wenn wir es nicht mehr aushalten. Der Klimawandel, die Klimakrise – dieser Thriller ist real und wir entscheiden in den nächsten wenigen verbleibenden Jahren, ob wir als Helden in die Menschheitsgeschichte eingehen werden, weil wir das Ruder gerade noch herum gerissen haben oder ob die Menschheitsgeschichte irgendwann nur noch Geschichte ist, ein vergangenes Kapitel im Almanach unseres Planeten.
Mit beschwingt einfachen Worten führt Schätzing den Leser ein in ein Thema, das bedrückender und besorgniserregender kaum sein könnte. Zwischendurch fast schon banalisiert er die Herausforderungen, vor denen unsere Gesellschaft gerade steht – und trifft damit meiner Meinung nach genau den Zahn der Zeit. Bücher, die mit erhobenem Zeigefinger vor Schuldzuweisungen nur so strotzen oder jene, in denen die verschiedenen Aspekte des Klimawandels soweit weg von unser aller Alltagsleben erklärt werden, gibt es mehr als ausreichend. Und nahezu täglich füllen sich die Regale des Buchhandels mit weiteren Neuerscheinungen.
Schätzing dagegen schafft es, dem Thema „Klimawandel“ seine Komplexität zu nehmen. Er beschreibt die – möglichen – Auswirkungen der Erderwärmung in für jeden nachvollziehbaren Szenarien und schafft damit eine Ebene des Verständnisses. Was bedeutet eine Erderwärmung um 2°C, 3°C, 4°C oder gar mehr ganz konkret für den Einzelnen? Warum sind die heftigen Buschfeuer in Australien bereits heute ein Ergebnis des Klimawandels und was haben der Golf von Mexiko und der Jetstream mit dem Wetter in Hamburg oder Köln zu tun? Und wie wirkt sich das auf die Niederschlagsmengen in Eiderstedt und Stuttgart aus? Die Antworten auf diese und viele weitere Fragen gibt Frank Schätzing in seinem unterhaltsamen Sachbuch auf eine Art und Weise, die jeden Leser abholt und mitnimmt auf eine Reise in eine Welt, in der Klimaschutz eine Selbstverständlichkeit wird und die Diversität der Lösungsansätze gelebte Selbstverständlichkeit ist. Er zeigt schonungslos und offen, dabei wissenschaftlich fundiert, welche Einbahnstraßen aus welchen Gründen von welchen Institutionen befahren wurden und warum dieses profitorientierten Vorgehensweisen in gar nichts anderem münden konnten als in einer Katastrophe – der Klimakatastrophe.
Wir leben in einer Welt, in der die Rohstoffe, von denen wir, unser Wohlstand und unsere Lebensweise abhängen, endlich sind – tun aber an vielen Stellen immer noch so, als würde uns das alles nichts angehen. Lebensqualität, die sehenden Auges in Kauf nimmt, dass schon heute Menschen als „Klimaflüchtlinge“ ihre Heimat verlassen müssen, dass immer Mehr immer billiger produzierte Massenkonsumwaren dazu führen, dass andernorts Lebensgrundlagen verschwinden und Natur- und Umweltzerstörungen vorangetrieben werden. Und damit nicht genug: die angepriesenen Lösungen, die Heilsversprechungen, mit denen uns ein „wir können es schaffen“ vorgegaukelt wird, setzen allesamt wieder auf dasselbe Pferd, wenn auch einer neuen Rasse. Statt Öl und Gas heisst einer der neuen Wertstoffe der Zukunft Lithium. Das allein der Abbau des Batteriegoldes mit zerstörerischer Kraft wirkt und Menschen ihren Lebensraum nimmt, ist eine Seite dieser neuen Öko-Industrie; dass auch Lithiumvorräte endlich sind, eine weitere.
Ganz nebenbei zeichnet Frank Schätzing ein Dreieck der Verantwortlichkeit. Klimarettung im Dreiklang aus Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. Eine wichtige Rolle spricht er dabei der Bewegung Fridays for Future zu und bezeichnet sie als einen hoffnungsvollen Ursprung einer ökologischen Revolution. Erst wenn die Gesellschaft sich ihrer Handlungsmacht bewusst wird und diese nutzt, wird sie den Druck auf die Wirtschaft dahingehend erhöhen, dass die dann gezwungen ist, grüne Produktionen und Inovationen voranzutreiben und auf nachhaltige Wertschöpfung umzustellen. Um diesen Druck der Gesellschaft zu erzeugen, bedarf es eines Sogs, dem sich der Einzelne nicht entziehen kann – dies, so Schätzing, ist die besondere Wirkung friedlicher Revolutionen.
Die worst case Szenarien in Schätzings Klimakatastrophen-Thriller zeigen auf, was passieren könnte, wenn wir nicht endlich alle den Fokus unserer Bemühungen neu ausrichten. Womöglich käme uns uns die aktuelle Pandemie rückblickend wie ein kurzer Trip in einen übertriebenen Abenteuerpark vor; in den Erzählungen unserer Kinder würden wir von einem „Damals“ sprechen, in dem eine virusbedingte Pandemie einen Kraftakt ermöglichte, der für die viel bedrohlichere Gefahr, für die Grundlage unseres Lebens einfach nicht gelingen wollte.
Aber Frank Schätzing zeichnet in seinem Buch kein Bild der düsteren unabwendbaren Gefahr. Vielmehr führt er zusammen, was für viele von uns unglaublich scheint. Er beschreibt Ideen und Innovationen, Auswege aus der Klimakrise und Lösungsansätze, die zuweilen heute schon möglich sind. Er legt schonungslos offen, dass ein Kraftakt nötig ist und findet gleichzeitig Worte der Hoffnung, die Kraft geben und Mut machen. Besonders spannend finde ich, was wir erreichen könnten, wenn z.B. Anreize für Verhaltensänderungen geschaffen würden und wenn endlich viele Lösungsideen gleichwertig miteinander co-existieren dürften. Weg vom „entweder-oder“-Prinzip und statt dessen eine die breite Masse erreichende „sowohl-als-auch“-Strategie, die Forschung und Innovationen in verschiedenen Bereichen ermöglicht. Klimawandel, nachhaltiger Konsum und ein ressourcenschonendes Leben im Wohlstand für alle – das zu erreichen wird nicht ausschließlich über Verzicht gelingen. Umdenken ist nötig und ein alle-an-einem-Strang. Jung und alt; arm und reich, groß und klein – wir sind alle gleichermaßen gefordert, vorwurfsfrei anzupacken.
Für wen ist dieses Buch?
Ganz ehrlich? Wenn du nicht gerade Klimaforscher bist, Bio- oder Geologe, dann solltest du dieses Buch lesen. Wenn du dich fragst, Klimawandel- was ist das? Und was hab ich damit zu tun? – dann musst du dieses Buch lesen. Und auch als halbwegs aufgeklärter Mitbürger wirst du AHA-Momente erleben und den Klimawandel mit geänderter Blickweise sehen.
Meinen Kindern würde ich es ungern zum Lesen geben – nicht wegen des Inhalts und auch nicht wegen seiner Bedrohlichkeit, sondern aus Sorge vor den Fragen, die sie mir nach dem Lesen vielleicht stellen könnten. Aber – vielleicht gebe ich es ihnen gerade deswegen doch; denn erst das immer lauter werdende Fragen, das sich nicht mit beschwichtigenden Antworten zufrieden gebende, laute Einfordern von Lösungen und mit dem Finger in die Wunde drücken unserer Kinder und Jugendlichen hat Bewegung in ein Thema gebracht, welches bereits seit 60 Jahren auf die Tische der Vorstandsebenen und politischen Entscheidungsträger gehört hätte.
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